Oberschneitbach Hl. Agatha

Kirchengebäude

Gebäudelänge: 26 m
Gebäudebreite: am Kirchenschiff: 11 m … mit Turm und Sakristei: 17 m
Glockenturm: 22 m Höhe; altbayerischer Sattelturm mit Zinnenbekrönung am aufsteigenden Giebel.

Oberschneitbach war schon immer eine Filialkirche von Aichach und besaß deshalb auch nie ein Pfarrhaus. Die Kirche ist der Heiligen Agatha geweiht und hat am 5. Februar Patrozinium. Über das Alter der Kirche kann man nicht viel sagen, es muss aber schon sehr früh eine Kirche gegeben haben. Aus einem Zehentvertrag von 1350 zwischen Deutschem Orden und Kloster Sankt Ulrich und Afra ergibt sich, dass Oberschneitbach bereits eine Filiale der Pfarrei Aichach war.

Auch in späteren Jahrhunderten finden sich immer wieder Indizien für die frühe Existenz einer eigenen Kirche. Zum Beispiel schreibt in seinem Buch von 1864, der Bistumshistoriker Anton Steichele, von Kompetenzverbesserungen und beigelegter Pfarrpfründe in der Pfarrei Aichach im 16. Jahrhundert und im gleichen Zusammenhang über drei Kapläne zur Versehung der sonn- und feiertäglichen Gottesdienste in den Filialen Ober- und Unterschneitbach und Walchshofen. Die Oberschneitbacher Kirche selber beschreibt Anton Steichele als: „… in ihrem Schiffe sehr alt, der Chor eine spätere Erweiterung; Sattelturm mit zwei Glocken3…“. Der schlanke Sattelturm stammt vermutlich aus dem frühen 16. Jahrhundert. Wie auch anderenorts könnte auch in Oberschneitbach an ein romanisches Kirchenschiff ein gotischer Chorraum angebaut worden sein. Da es keine eindeutigen Belege dafür gibt, bleiben diese Überlegungen reine Spekulation. Eine genaue Datierung ist nur für das Kirchenschiff möglich. Im Jahr 1908 wurde das Bezirksamt bei einer bezirksamtlichen Gemeindevisitation auf die bedenkliche Bausubstanz aufmerksam. Eine Untersuchung ergab, dass sich der Dachstuhl in einem baufälligen Zustand befand. Wegen angefaulten Auflegern und lockeren Längs- und Querstreben hatte sich der Dachstuhl verschoben. Der ideelle und kunsthistorische Wert einer Kirche wurde in früheren Zeiten nicht so hoch gewichtet und man hatte keine Bedenken, ein solches Bauwerk fast völlig abzubrechen und neu aufzubauen. Letztendlich wegen der schlechten Bausubstanz entschloss man sich auch in Oberschneitbach für einen Neubau. Platzmangel dürfte zumindest nicht der ausschlaggebende Grund dafür gewesen sein, da die Einwohnerzahl im Zeitraum von 1840 bis 1900 nur geringfügig um16 Einwohner auf 249 angestiegen war. Man dachte zukunftsorientiert. Zu dem Zeitpunkt konnte niemand ahnen, wie rückläufig sich die Zahl der Kirchenbesucher bis heute entwickeln würde.

Grobe zeitliche Gliederung der Baustilepochen

Romanik: Romanischer Baustil vom 10. bis zum 12. Jahrhundert.
Gotik: Früh-, Hoch- und Spätgotik zeitlich etwa von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis um 1500.
Renaissance: Kernzeitraum das 15. und 16. Jahrhundert. Spätrenaissance bis ins beginnende 17. Jahrh.
Barock; Rokoko; Klassizismus; Historismus; Jugendstil; Moderne.
Neuromanik: 19. Jahrhundert (auf Vorbilder der Romanik).

Innenausstattung

Hochaltäre
Die neuromanischen Hochaltäre wurden 1870 von Anton Schmid geschaffen. Der Tabernakel im Hochaltar wurde im Zuge einer Renovierung von 1913 von der Augsburger Firma Ludwig Hotter neu gestaltet. In der langen Kirchengeschichte von Sankt Agatha sind immer wieder Renovierungs- und Modernisierungsarbeiten durchgeführt worden, bei denen natürlich auch zeitgemäße Modeerscheinungen ihren Einfluss nahmen. So wurden z. B. 1960 die Altäre in einem rötlich-braunen Farbton einfarbig überstrichen und alle Goldverzierungen abmontiert. Eine mögliche Ablenkung von der Messfeier durch unnötigen Prunk sollte dadurch vermieden werden.

Volksaltar und Ambo

Ambo und Volksaltar
Passend zu Hoch- und Seitenaltären wurden ein neuer Volksaltar und ein neuer Ambo angefertigt und am 23.12.1990 eingeweiht. Der Entwurf dafür stammt vom damaligen Stadtpfarrer Helmut Mayr. Die Grobarbeiten erledigte Schreinerei Strauch aus Aichach. Hubert Greifenegger aus Oberschneitbach übernahm die Feinarbeiten und fertigte die Schnitzereien. Die Farbfassung erstellte Kirchenmaler Holderried aus Pfaffenhofen.

Altarstein mit Sepulcrum
Wie fast in jeder Kirche haben wir auch in Oberschneitbach ein Altarsepulcrum, d. h. ein Reliquiengrab, in das Reliquien eines Heiligen bei der Altarweihe fest eingelassen werden. Hintergrund dafür ist die frühchristliche Tradition, auf den Gräbern der heiligen Märtyrer, die Eucharistie zu feiern. Ist kein Märtyrer vorhanden, holt man ihn sich in Form einer Reliquie. Die im Altar enthaltene Reliquie muss auch nicht unbedingt mit dem Patronat der Kirche übereinstimmen, denn dann gäbe es nämlich z. B. auch keine Marienkirchen.
Da unser Altar nicht gemauert oder aus Stein gefertigt ist, haben wir in der Altarmensa eine eingepasste Steinplatte, den Altarstein. Bei einem Altarstein werden die Reliquien auf der Rückseite fest eingelassen, darauf ein Pergamentzettel mit der Beschreibung der Reliquie und das bischöfliche Siegel. Der Altarstein muss ausreichend groß sein, dass bei einer Messfeier ein abgestellter eucharistischer Kelch während dem Hochgebet darauf ausreichend Platz findet (15-20 cm im Quadrat). Bei der Weihe werden die fünf mit einem Kreuz gravierten Stellen vom Bischof mit Chrisam gesalbt und das Sepulcrum eingesetzt.
Außer im Hochaltar ist auch im rechten Seitenaltar ein Altarstein eingefasst, weil auch dieser Altar einen Tabernakel beinhaltet.

Baumaßnahmen im 20. Jahrhundert

Nach dem Neubau 1912-1913 und neben der unvorhergesehenen Zwangsbaumaßnahme nach Blitzeinschlag 1933 waren innerhalb der letzten 100 Jahre noch einige Bauvorhaben vonnöten.

  • 1951 Bau des ersten Leichenhauses
  • 1960 Außen- und Innenrenovierung
  • 1964 Turmrenovierung
  • 1978 Erneuerung der Friedhofsmauer
  • 1983 Bau der neuen Sakristei
  • 1985-1986 Unterfangen des Chorraumes und umfassende Innenrenovierung
  • 2008-2009 Renovierung Turm und Turmdach
  • 2012 komplette Außenrenovierung incl. Erneuerung des Kirchendaches

Heilige Agatha von Catania – Kirchenpatronin

Gedenktag: 5. Februar (gebotener Gedenktag)

Geboren wurde die Hl. Agatha um 225 in Catania auf Sizilien. Sie starb wahrscheinlich um 250 auf Sizilien unter Kaiser Decius zwischen 249 und 251 als Märtyrerin. Agatha wurde auf Sizilien als Tochter wohlhabender Eltern geboren. Als Christin lehnte sie den Heiratsantrag des heidnischen Statthalters von Sizilien Quintianus ab und wurde deshalb von ihm bestraft. Weil Agatha ihn zurückwies, nutzte er den kaiserlichen Erlass zur Christenverfolgung, ließ sie verhaften und als Strafe für einen Monat in ein Freudenhaus stecken. Nachdem sie ihn nach dieser Zeit immer noch ablehnte, veranlasste Quintianus ihre Verurteilung, ließ sie foltern und ihr die Brüste abschneiden. Nach dieser Folter erschien ihr nachts der heilige Petrus und pflegte ihre Wunden. Als man darauf die geheilten Wunden bemerkte, ließ sie der Statthalter erneut foltern und dann auf glühende Kohlen legen, wodurch sie starb.
Etwa ein Jahr nach dem Tod der Märtyrerin brach der Ätna aus. Die Einwohner von Catania zogen mit dem Schleier der Heiligen Agatha dem herandrohenden Lavastrom entgegen, der daraufhin zum Stillstand kam. Agatha liegt im Dom von Catania begraben.
Brauchtum: Agatha wird als Schutzpatronin gegen Feuer verehrt. Ihre Hilfe wurde lange Zeit für Menschen und Tiere gegen Hitze und Fieber angerufen. Es gab den Brauch, sogenannte Agatha-Brote zu backen, mit denen die Tiere gefüttert wurden, um sie zu schützen. Krumen des Brotes wurden auch auf dem Hof verteilt, damit er von Feuer verschont bliebe. Wenn jemand von diesem geweihten Brot isst, sind er und seine Äcker vor Schaden geschützt. Vielerorts werden auch gesegnete Agatha-Zettel verteilt und das Jahr über aufbewahrt.
Der Schleier der Heiligen Agatha wird wie einige andere Reliquien im Dom von Catania aufbewahrt. Die größte Knochenreliquie, ein Stück des Schädelknochens, wird im Kloster Kamp ausgestellt.

Hl. Agatha

Orgel

Nach der Gerneralüberholung 2014

Die Orgel stammt aus der alten Kirche und wurde 1912 zum Neubau der Kirche abmontiert und nach Renovierung und umfangreicher Abänderung wiederverwendet. Außer der Beseitigung von Schäden wurde die Tonlage der heutigen Zeit gemäß angepasst. Das Luftgebläse wurde vom Kirchenspeicher weg direkt in die Orgel integriert. Der aufwendigste Teil des Umbaus war die Verlegung des Spieltisches. Ursprünglich saß der Organist nämlich hinter der Orgel und konnte nur schwerlich zwischen die Reihen der Pfeifen hindurch auf den Altar sehen. Die Renovierung und der Umbau führte der Orgelbauer Joseph Mühlbauer aus Augsburg durch. Letztmalig wurde von Grund auf die Orgel im Jahre 2014 einer kompletten Generalüberholung unterzogen, durchgeführt von der Firma Georg Weishaupt, Meisterwerkstätte für Orgelbau in Westendorf bei Augsburg.

Glocken der Kirche

Bis zum Zweiten Weltkrieg war der Turm immer nur mit zwei Glocken bestückt. Am 21. Januar 1942 wurde eine Glocke für Kriegszwecke beschlagnahmt und den Metallschmelzöfen zugeführt. Die beschlagnahmte 360 kg schwere, 1885 von Fritz Hamm gegossene Glocke stammte aus der Kirche Fischbach und war Ersatz für eine bereits im Ersten Weltkrieg fortgeführte Glocke. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden zu der noch vorhandenen Glocke zwei weitere Glocken beschafft. Die Kirche Sankt Agatha Oberschneitbach besitzt seitdem ein Geläut mit drei Glocken.

Glockenweihe 1948